Eine erste Hinführung an die Geschichte der Fischzäune

Die Fischzäune von Chipiona werden seit mindestens hundert Jahren als Vorrichtung zum Fischfang benutzt. Sie sind aus diesem Grund heutzutage ein geschichtliches, kulturelles, ökologisches und landschaftliches Erbe unserer Stadt. Man kann sagen, dass Fischzäune die älteste Vorrichtung zum Fischgang Europas sind, die noch heute im Einsatz ist.
Bezüglich ihrer Wirksamkeit muss man nur einmal daran denken, dass es bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Chipiona keine Schiffe gab. Die Fischzäune allein waren ausreichend, um die gesamte Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen.
Geschichte so lang wie diese muss jedoch auch ihre dunklen Momente haben. Anfang der 70er Jahre blickten die Fischzäune von Chipiona ihrem schlimmsten Moment seit jeher entgegen: Die Zunahme des Fischfangs in den Fanggründen führte zu einer kontinuierlichen Dezimierung der Fangmengen.
So begann ein wirtschaftlicher Verschlechterungsprozess, bis die Nutzung nicht mehr als Einkommensquelle genügte. Dies führte dazu, dass die Zäune gänzlich vernachlässigt oder allenfalls nebensächlich verwaltet wurden.
Der erniedrigendste Moment in der Geschichte der Fischzäune von Chipiona kam mit ihrem Verkauf für das Extrahieren der Austern, die ihre Steine zusammenhielten. Dieser bedrohte, unübersehbarerweise, die physische Existenz der Zäune. Die Fischzäune wurden zunehmend zerstört und niemand kümmerte sich um ihren Unterhalt.
Der 24. April 2000 wurde zum Gründungstag des Vereins der Fischer der Fischzäune von Chipiona „Jarife“, der sich heutzutage um die Pflege, den Unterhalt und Betrieb der Fischzäune kümmert, um ihnen—wenn auch nicht ihre frühere wirtschaftliche Bedeutung—ihren vollen Glanz und Wert zurückzugeben, den sie rechtmäßig verdienen.

Woher kommen eigentlich die Fischzäune?

Der genaue Moment, in dem die ersten Fischzäune errichtet wurden, bleibt bis heute ein Rätsel. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Theorien, die ihren Ursprung in unterschiedlichen Zeitpunkten der Vergangenheit haben.
Die aktuellste dieser Theorien datiert ihren Ursprung auf einen Zeitraum zwischen dem spätrömischen Reich und dem Anfang der arabischen Herrschaft über den Süden der iberischen Halbinsel, also einschließlich des Visigothenreichs.
Diese Theorie stützt sich auf einige noch sichtbare Überreste, die von verschiedenen Phasen der Nutzung eines Steinbruchs von Felsplatten zeugen und sich genau in der Zone des Strandes Las Canteras befinden, in der sich heute die Fischzäune befinden. Ein weiterer Hinweis ist die Überlappung dieser Fischzäune in Bezug auf die verschiedenen Nutzungsphasen.
Es gibt weitere Theorien, die nicht unbedingt der bereits genannten widersprechen, aber die konkreteren, präziseren Datierungen abstecken. Diese datieren den Ursprung der Fischzäune in Al-Andalus (der Name der arabischen Herrschaft über den Süden der iberischen Halbinsel).
Andere Autoren wiederum verbinden die Fischzäune mit der römischen dem römischen Reich, wegen der Verbindung dieser Zivilisation mit der Nutzung anderer Ressourcen des Meeres und der Ähnlichkeit der Werkzeuge, die sie für die Abfischung oder die frühere sogenannte Verkostung verwendeten.
Zudem gibt es eine historische und geografische Begründung für die Datierung des Ursprungs in der römischen Zeit: Die französische Île d’Oléron. Auf dieser Insel - damals Teil des Römischen Reiches, jedoch nie Teil der islamischen Herrschaft - kann man Fischzäune sehr ähnlich zu denen von Chipiona sehen. Die einzigen, wenigen Unterschiede sind auf die Besonderheiten der beiden Küsten und der dort lebenden Meerestierarten zurückzuführen.
Unabhängig von diesen Theorien und anderen, nicht genannten Theorien, darf man nicht die Möglichkeit des wahren Ursprungs in einer noch viel älteren Zivilisation verwerfen. Demzufolge wäre ein solches Fischfang-Modell das Ergebnis eines jahrhundertelangen Entwicklungsprozesses von grundlegendsten und primitivsten Techniken.
Diese Kunst des Fischfangs könnte an den Atlantikküsten Europas auch aus Ägypten und dem Nil angekommen sein. Dort stand man im ständigen Kontakt mit den Phöniziern und es wäre möglich, - obwohl sie diese Technik wegen der niedrigen Gezeitenbewegungen nicht im Mittelmeer anwenden konnten - dass sie dies am Roten Meer beobachtet und in ihre Kolonien und Handelshäfen am Atlantik mitgebracht haben.


Im Hinblick auf ausführlich dokumentierte historische Daten sollte erwähnt werden, dass eine Vielzahl von Dokumenten die Zäune seit dem 14. Jahrhundert erwähnen – bis heute.
Die erste schriftliche Erwähnung der Fischzäune von Chipiona geht zurück auf den 16. Juli 1399, als Herr Pedro III Ponce de León, Lord von Marchena, den Fischzaun namens „La Cuba“ und viele weitere dem Kloster von Regla zur Unterstützung der Augustiner schenkte.
 

Im 16. Jahrhundert wird den Fischzaun „Gallego“ — der an der Spitze dessen, was heute der Ort Montijo ist, liegt — zum ersten Mal erwähnt.


1 ANSICHT DER STADT CADIZ IM JAHR 1564

(AUTOR: JORIS HOEFNAGEL)

 

2 Illustration  BILD DES KUNSTWERKS „VOYAGE TO THE WEST INDIES AND MEXICO, 1599-1602“

Autor: Samuel Champlain (1608)


Der Flug des deutschen Luftschiffes „Hindenburg“ über Chipiona (10. August 1936) ist ein

wertvolles grafisches Dokument der Fischzäune des Strands Las Canteras.


Quelle: Juan Luis Naval Molero – Offizieller Chronist der Stadt